Geschichte der Kirche

Das Kirchenäußere

 

 

Von einer einst stattlichen romanischen Backsteinkirche unter Einfluss des Klosters Jerichow blieb in Schlagenthin nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges nur der rechteckige Chor bis einschließlich zum Triumphbogen erhalten. Am Triumphbogen sind die romanischen Kämpfer abgeschlagen. Ausgehend vom erhaltenen Bauzustand und der Größe des Chorraumes, liegt

der Schluss nahe, dass sich ursprünglich ein beachtlicher größerer Saalbau nach Westen anschloss, möglicherweise noch ein Turm vorgebaut war. An den Chor schließt sich ein flachgedeckter Saalbau in Holzfachwerk aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an. Vermutlich wurde zu dieser Zeit auch der Giebel des Chores erhöht, wie ein Mauerrücksprung zu erkennen gibt. Die korbbogig geschlossenen Fensteröffnungen in der Chor-Ostmauer gehören wohl ebenfalls dem 17. oder 18.Jahrhundert an.

Der Innenraum der Kirche präsentiert sich deutlich weniger schlicht als ihr Äußeres. Besonders die bemalte Kassettendecke aus der Zeit um 1670 trägt zu einem freundlichen-festlichen Eindruck bei. Die Kirche stand unter Patronat der Gutsherrschaft.

Die Mauerstärke am Chor beträgt 0,80 m. Das verputzte Außenmauerwerk lässt stellenweise einen 1,10 m über das Außenniveau reichenden Sockel aus Feldsteinen und Granitquadern erkennen, der waagrecht mit einer zurückspringenden Schräge aus Backstein abschließt. Darüber wird das aufgehende Mauerwerk in Backstein weitergeführt.

Bei den Backsteinformaten verhält sich Länge zu Breite im Durchschnitt 2:1.

An den Kirchenbauten im Jerichower Land variieren die Länge zwischen 24,5 und 30,0 cm und die Breite zwischen 11,0 und 14,5 cm. Die Höhe ist in Schlagenthin 8,5 bis 9,0 cm.

An der Südwestecke befindet sich die ehemalige Priesterpforte, in hoher rechteckiger Wandvorlage. Das einfach rundbogige Gewände enthält an der Innenseite noch das Kämpfergesims aus Platte und Kehle in Stärke von zwei Backsteinen. An der Nord- und Südseite öffnet sich das Mauerwerk im oberen Bereich mit je zwei weit zur Mitte angeordneten Rundbogenfenstern. An der Ostmauer zeichnen sich unter der Putzhaut zwei große, später wieder geschlossene Flachbogenfenster ab.

Die Gliederung der Wandflächen besteht aus der Sockelzone in Feldstein mit zurückspringender Schräge, die bündig von 0,90 bis 0,95 (= 31/2 Steinlängen) breiten Ecklisenen aufgenommen wird. Die südwestliche Ecklisene entwickelt sich aus der Portalvorlage der Priesterpforte. Über der Fensterzone spannt sich an allen drei Wandflächen ein Spitzbogenfries zwischen die Lisenen. Die Scheitel der Bögen sind größten Teils verputzt, die Konsolsteine häufig als stereometrische Figuren oder Masken ausgebildet.

Das Gefache des g2.jpgflachgedeckten Saalbaus ist nicht regelmäßig. Früher wurden die Stämme nur behauen, damit ein Balken entstand. Daraus resultieren unterschiedliche Maße. Auffällig sind am westlichen Ende Doppelbalken. Sie sind exakt nach Turmmaßen gesetzt.

Die Fachwerkfassade wurde im Jahre 2000 saniert. Das ehemalige Kronendach wurde Ende 1980 durch eine Doppelrömereindeckung ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt war man froh, in den Plan aufgenommen zu sein und das Kontingent auch wirklich zu bekommen.

 

Das Innere der Kirche

Im Innern der Kirche befindet sich eine bemalte Kassettendecke. Die flache Holzdecke ist im Kirchenschiff in 6 x 6 und im Chor in 4 x 4 rechteckige Felder aufgeteilt. Im Chor sind Engel mit Spruchbändern und den Marterwerkzeugen und im Kirchenschiff singende Engel. In der Mitte vom Kircheschiff befindet sich ein Bogen mit folgendem Spruch:

WIE HEILIG IST DIESE STÄTTE UND HIER IST DIE PFORTE DES HIMMELS

 

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Im Chor befindet ein zweiteiliger Altaraufsatz aus Holz mit flankierenden Säulen und bekrönendem gesprengten Giebel mit Pyramide und Vasen. Im Zentrum steht ein Abendmahlsgemälde mit manieristischen Lichteffekten, im Aufsatz das Kruzifix. Der Altar ist auf das Jahr 1658 datiert.

Auf dem Altar stehen zwei ziemlich hohe, aber unschön profilierte Zinnleuchter.

Sie wurden 1585 durch den kurfürstlich brandenburgischen Zolleinnehmer Anton Tuscheer anlässlich der Abholzung des Urwaldes im Horst Romel zum Dank nach glücklicher Beendigung der Abholzung gestiftet. Die Abholzung des Urwaldes hat wohl sehr viele Schwierigkeiten gemacht und war mit sehr großen Gefahren verbunden. Beide haben folgende, bis auf einige orthographischen Differenzen gleichlautende Inschriften am Fuß:

 

+ ES HAT + ANTHONIUS + TUCHNER

+ DAMALS + CHVRFVRSTLICHER +

 

ZOLNER+ DES + HAVSES + BRANDENBVRCK + GENANT

 

+ ZV + LENTZEN + FVRTT + ER DIESEN STANDT

 + DER + KIRCHEN + DIESE + LEUCHTER + GEBN

 + ZV + GOTTES + EHR + BEI + SEINEM + LEBEN

 + WEILIER + ZU + SCHLAGETIN + HAT + GHORTT

+ MIT SEINEM VOLK DAS GOTTLICH WORTT

 ALS ER DIE HORST ABHAWEN LIEST DIE MAN DAMALS DEN ROEMEL HIESS

 ENDTT SOLCHS DURCH GOTTES GNADE FEIN

 GIBT IHM DFVR PREIS EHR ALLEIN

 IM 1585 IAR

 SCHREIB DAZU 5 ZWAR

   GOTT HELF VNS ALLEN IMMERDAR

 DAS WIR KOMMEN ZUR ENGEL SCHAR !

AMEN!

 

Es hat Anthonius Tuchner

 damals kurfürstlicher Zöllner

des Hauses Brandenburg

genannt

zu Lentzen für diesen Stand

der Kirche diese Leuchter

gegeben

zu Gottes Ehr bei seinem Leben

weil er zu Schlagenthin hat

gehört

mit seinem Volk das göttliche

Wort

als er die Horst abhauen ließ

die damals Roemel hieß

endete solches durch Gottes

Gnade fein

gibt ihm dafür Preis Ehr allein

im Jahr 1585

schreib dazu 5 zwar

Gott hilf uns allen immerdar

Dass wir kommen zur Engel

Schar !

Amen !

 

  Postkarte um 1920

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Vor dem Altar liegen im Fußboden unter einer Klappe in dem Bohlenbelag, die Inschriften zum Teil zerstört; zum Teil verdeckt, zwei figurierte Grabplatten aus Sandstein, östlich die eines am 2. September 1616 verstorbenen Ritters von Treskow, westlich die einer am 8. Februar 1602 verstorbenen Marta von Treskow, beide stehend, er im Harnisch, den Helm zwischen den Füßen, mit lockigen Haar, starkem Schnurr- und breiten, langen Kinnbart, sie betend in Haube und Halskrause.

Die Kanzel befindet sich auf der Nordseite am westlichen Ende des Chores. Die hölzerne Kanzel mit Schalldeckel wurde von Margareta von der Schulenburg, wie auch die große Glocke wohl auch 1620, gestiftet. Auf dem polygonalen, mit Diamantbeschlägen und anderen ornamentalen Verzierungen geschmückten Kanzelkorb sind in Arkadenrahmen die vier Evangelisten dargestellt, darunter finden sich in quadratischen Feldern Bibelsprüche.

An der Chornordwand zwischen den beiden Rundbogenfenstern hängt ein prächtiges hölzernes Trophäen-Epitaph des Hans Christoph von Treskow. Der Hauptmann in polnischen Diensten, Hans Christoph von Treskow, ist 1702 in Warschau am hitzigen Fieber gestorben. Ein gemaltes ovales Brustbild ist umrahmt von einer Ahnenprobe und einem Kranz aus Kriegsflaggen und Waffen.

 

 

Im westlichen Teil befindet sich eine Hufeisenempore mit einer heute nicht bespielbaren pneumatischen Orgel mit zwei Manualen und einem Pedal. Der kleine Orgelprospekt aus dem 18. Jahrhundert ist mit Rokoko-Schnitzereien geschmückt.

Unterhalb der Empore befindet sich eine Gruft der Treskows mit elf großen und vier kleinen Särgen.

Im hinteren Teil unterhalb der Empore befinden sich drei Gedenktafeln.

 

 

Foto aus: Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming

 

Inschriften der Tafeln:

 

Namen der Vaterlands=Verteidiger aus Schlagenthin, welche im heiligen Kriegen von 1813 bis 1815 Deutschland von der Hand der Franzosen retteten“

Im Weltkrieg 1914 – 1918 starben für´s Vaterland“

Zum Gedenken an die Gefallenen von 1939 bis 1945“

Die kupferne Namenstafel am Kriegerdenkmal in der Breiten Straße ist nach 1945 entfernt worden. Deshalb wurden die Namen der Gefallenen beider Weltkriege auf den Gedenktafeln in der Kirche verewigt. Sie sind zur Erinnerung und zum Gedenken an die Schlagenthiner Gefallenen und nicht zum Verherrlichen des Militarismus und Heroismus gedacht.

 

Der Glockenturm

Nach dem Brand 1658 wird ein separater Glockenturm aus Fachwerk neben der Kirche im Hintergrund errichtet. Das Außenmauerwerk umhüllt den Glockenstuhl der zwei Glocken aus Eiche. Sie sind nicht konstruktiv miteinander verbunden.

Das Dach und der Eingang wurden 2005 erneuert. Die Dachsteine wurden von der Firma Koszior gespendet. Die Balken und der Glockenboden wurden ebenfalls instand gesetzt. 2007 wurden wieder neue Schalluken eingesetzt.

 

 

 

 

 

Die beiden Bronzeglocken wurden vom Glockengießer Heinrich Borstelmann in Magdeburg gegossen.

Der Guss ist nicht überall gelungen, wie sonst bei den Borstelmannschen Glocken.

 

Mehrfach sind die Buchstaben flickweise nachträglich eingeschnitten.

 

 

 

 

 Kleine Glocke, Foto 1989 (privat)

Die kleine Glocke hat einen Durchmesser von 0,98 m, ist 1620 gegossen worden und trägt am Hals folgende Inschrift:

 

HEINRICH BORSTELMANN ZV MAGDEBVRG GOSS MICH

ZV DER VERSAMMLVNG DER CHRISTEN RUF ICH

DASS SIE MIT HERZEN SIN VNDT MVNDT

GODT LOBEN VNDT PREISEN ZV ALLER STVNDT

VNDT SO OFTE SIE LEVTEN HOEREN

DER AVFERSTEHVNG ERINNERT WERDEN.

Heinrich Borstelmann zu Magdeburg goss mich

zu der Versammlung der Christen ruf

dass sie mit Herzen, Sinn und Mund

Gott loben und preisen zu aller Stund

Und sooft sie läuten hören

Der Auferstehung erinnert werden.

Am Körper sind vier Wappen; drei Treskowsche Wappen und das der Margareta von der Schulenburg (geborene Treskow).

Die große Glocke hat einen Durchmesser von 1,12 m, ist 1619 gegossen worden und trägt am Hals folgenden Spruch:

ANNO 1619 HEINRICH BORSTELMANN IN MAGDEBURG ME FEET

AD POMPAS AD SACRAS PRECES AD BINERA EXVES

VOCE INA CHRISTUS QUOS VOCAT IPSA VOCO

ARNDT VON TRESCHOW, JOACHIM FRIEDRICH VON TRESCHOW,

JOACHIM VON TRESCHOW,D...S JACOV SSCHREDER PASTOR,

MICHAEL MECHAW, HANS MANGELSDORF KIRCHVETER +



Im Jahre 1619 Heinrich Borstelmann in Magdeburg

fertigte mich zu Festen, zu heiligen Gebeten; zu Bestattungen

rufe ich selbst die Bürger, die Christen.

Mit seiner Stimme ruft Arndt von Treschow

Joachim Friedrich von Treschow

D.S. Jakov SSchreder Pastor

Michael Mechaw, Hans Mangelsdorf Kirchvater

 

 

Am Körper sind die häufigen Borstel-mannschen Reliefs der 0,32 m langen Kreuzgruppe und gegenüber des heiligen Georg. Die große Glocke war auf dem Glockenfriedhof in Hamburg, um für Kanonen im zweiten Weltkrieg verarbeitet zu werden. Auf Grund ihres Alters ist sie unbeschadet wieder nach Schlagenthin überführt worden

Es wird davon ausgegangen, dass das alte Joch aus dem 17. Jahrhundert die Glocken immer noch trägt.

 

 

 

 

Große Glocke, Foto 1989 (privat) 

 

Früher wurde die Glocke durch ein mechanisches Uhrwerk angeschlagen. Reste des Uhrwerkes befinden sich in einem Verschlag an der Ostseite des Glockenturms.

 

Seit 2007 ist eine neue Turmuhr installiert, welche alle Stunde eine Uhrschlagschale aus Glockenbronze anschlägt. Die Uhrschlagschale hat einen Durchmesser von 0,48 m. Die Turmuhr wurde von einem Schlagenthiner gespendet.

Dazu wurde ein elektrischer Anschluss zum Glockenturm hergestellt. Die Schachtarbeiten wurden von der Jugendfeuerwehr Schlagenthin als Spende an die Kirchengemeinde geleistet.

 

Foto 1989 (privat)

Das Gefache des flachgedeckten Saalbaus ist nicht regelmäßig. Früher wurden die Stämme nur behauen, damit ein Balken entstand. Daraus resultieren unterschiedliche Maße. Auffällig sind am westlichen Ende Doppelbalken. Sie sind exakt nach Turmmaßen gesetzt.

Die Fachwerkfassade wurde im Jahre 2000 saniert. Das ehemalige Kronendach wurde Ende 1980 durch eine Doppelrömereindeckung ersetzt.

Zu diesem Zeitpunkt war man froh, in den Plan aufgenommen zu sein und das Kontingent auch wirklich zu bekommen.